Rückblick - Distinguished Lecture - Inflation

Prof. John H. Cochrane präsentierte in der Distinguished Lecture an der Universität Bern seine pointierte Analyse zu Inflation und Staatsverschuldung. Ausgangspunkt war die Fiscal Theory of the Price Level: Inflation resultiert demnach nicht nur als Folge der Geldpolitik, sondern auch — und vorrangig — aufgrund mangelnder fiskalischer Glaubwürdigkeit. Wenn Staaten dauerhaft mehr ausgeben als sie über Steuern heute oder in der Zukunft decken können, dann verlieren Märkte das Vertrauen und das Preisniveau steigt.

Er betonte, dass die jüngste Inflationswelle in den Vereinigten Staaten vor allem auf fiskalische Stimuli während der Corona-Pandemie zurückzuführen sei. Zentralbanken könnten auf solche Stimuli zwar mit Zinsanhebungen reagieren, doch ohne klare Aussicht auf fiskalische Konsolidierung bliebe eine derartige Inflationsbekämpfung unvollständig. Langfristig hänge Preisstabilität eng mit nachhaltiger Verschuldungspolitik zusammen, wobei Staatsschulden nicht per se etwas Schlechtes seien, sondern vielmehr ein nützliches Instrument, welches es aber richtig einzusetzen gelte.

In der Fragestunde stellte Cochrane sich Fragen zu Eurozone, US-Schulden, der Instabilität von Banken und der Betroffenheit der Schweiz.

Sein Fazit: Preisstabilität ist ebenso sehr Aufgabe der Fiskal- wie der Geldpolitik, und künftige Inflationsrisiken hängen entscheidend vom Umgang mit Staatsverschuldung ab.